FrostKaterClan
BRETT
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Jeyyy
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Titel der neue

Wölfin

"Und denk daran, July. Lächeln."
Und ich lächle. Kühl. Distanziert.
Ein kaltes, gleichgültiges Lächeln.
Sie legt den Arm um mich.
Blitzlicht. Lächeln.
Ein Siegerlächeln. Nichtssagend.
Wie sie es will. Wie alle es wollen.
Kurzer mitleidiger Blick auf die Zuschauer.
Das Podest gehört ihr. Die Kamera gehört ihr.

Ein Interview. Sie nimmt mich mit.
"Wie ist es, die Tochter einer solch berühmten Persönlichkeit zu sein?"
Kurzer Blick. "Wundervoll." Breites Lächeln.
"Ist es nicht auch anstrengend?"
"Natürlich ist es hin und wieder nicht leicht. Der Trubel, die Leute...", sagt sie.
"Verstehe."
Sie ergreift das Wort. Drängt mich zurück.
Und ich schweige.
So ist sie, die Wölfin. Die Alpha.
Ich, ich bin Beta.

Bewundernde Rufe. Jauchzen.
Blicke. Musternd, erstaunt.
Oh ja. Hier bin ich.
Wieder umgezogen. Neue Schule. Kein Problem.
Sie kennen mich. Sie verehren mich.
Denn ich bin berühmt.

Leuchtende Augen. Aufglimmend in der Dunkelheit.
Mein Anblick erweckt Gefühle. Furcht. Eifersucht. Liebe?
Die wogende Masse teilt sich.
Sie haben Respekt.
Meine Mutter hat mich ernannt. Sie machte mich zu ihrer Beta, indem sie mich in die Welt setzte.
Mein Herz pocht. Meine Augen durchbohren die der anderen, bis sie ihre Blicke senken.
Schon bald bin ich die Alpha.
Ich bin besser als sie. Besser als alle.
Ich lasse mir nichts vorschreiben.

Ich bin gut. Die Lehrer lieben mich.
Ich lerne nicht. Aufgaben fliegen wie Vögel auf mich zu.
Es ist zu leicht.
Ich schwänze. Laufe durch die Straßen. Die Schule im Rücken.
Das finstere Gebäude, voll von Pessimisten, habe ich schon lange hinter mir gelassen.

Im Wald ist es kühl und dunkel.
Manchmal sehe ich mich als ein Teil dieser stillen Welt.
Die Wölfin erwacht. Blinzelt. Streckt sich.
Das weiße Fell schimmernd.
Ich lächle. Es ist echt.
Ich mag die Wölfin.

Das neue Haus ist hässlich.
Ein strahlend weißer Betonblock.
Ich hasse es. Kann es nicht ausstehen.
Es verschluckt mich mit seiner Größe.
Es ist zu hell. Es verschluckt die Wölfin.

Mein Zimmer ist dunkel.
Ich habe die Wände dunkelblau, fast schwarz streichen lassen.
Hier schließe ich mich ein.
Ungesehen von der Außenwelt in meinem engen schwarzen Top und den schwarzen Designerjeans.
Ich verschwinde in der Dunkelheit.
Und lasse die Wölfin frei.
Denn die Wölfin lebt.

Sie hat die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr Blick ist streng, vorwurfsvoll.
Ich beuge mich unter dem Blick der Alpha, verstecke mich.
"Du hast wieder einmal die Schule geschwänzt?"
Ich antworte nicht.
"Was soll ich nur mit dir machen, July?"
Nenn mich nicht July. Ich hasse diesen Namen.
Nenn mich Beta.

Sie versteht mich nicht, kann es nicht.
Niemand versteht mich.
Sie dreht sich um. Ich werde erlöst von ihrem stechenden Blick.
Ihre Absätze klicken auf den Boden, sowie sie in ihrem Zimmer verschwindet.

Wind zerrt an meiner Kleidung.
Ich bin nicht gut gelaunt.
Mein Chauffeur ist krank.
Ich muss laufen, denn meine Mutter ist auf mehreren Terminen.
Klar, sie muss ja ihre Agentur voranbringen.
Ich hasse es. Ich hasse sie.
Ihr Job ist ihr wichtiger als mein Wohl.
Ich bedenke die vorbeikommenden Passanten mit wütenden Blicken.
Es tut gut, allen meinen Zorn entgegen zu bringen.
Dennoch versucht irgend so ein Typ von Reporter, mir ein Interview zu entlocken.
"Hallo!? Ich muss zur Schule!", schnauze ich.
Er zieht sich zurück.
Siegesgewiss stolziere ich weiter durch die Stadt.
Die sollen mich doch alle in Ruhe lassen...
Sehen sie nicht meine schlechte Stimmung?
Niemand versteht mich...

Nur noch wenige Minuten bis zum Unterrichtsbeginn.
Ich versuche zu joggen - die Tasche schlägt mir gegen die Hüfte.
Ich sehe lächerlich aus. Bleibe stehen. Habe keine Lust.
Doch ich mag die Lehrerin, die ich gleich haben würde.
Sie liebt mich. Das weiß ich.
Denn ich bin berühmt.
Also laufe ich weiter.

Ich bin zu spät. Ist mir egal.
Kann ich ja nichts dafür, dass mein Chauffeur krank ist.
Die Lehrerin sieht mich streng an.
"Schon wieder zu spät, July?"
Nenn mich nicht July.
"Diesmal muss ich dir einen Eintrag machen. So kann das nicht weitergehen."
Ich hasse sie. Jetzt hasse ich sie.
Und die Blicke der Schüler. Ich hasse die Schüler.
Sie respektiert mich nicht mehr. Das spüre ich.
Sie schreibt und ich setze mich auf meinen Platz.

Kichern im Hintergrund.
Ich hasse euch alle.
Die Wut benebelt meine Gedanken.
Das Kichern wandelt sich in Fauchen, in Knurren.
Die Wölfin öffnet ihre Augen. Rot glühende Augen.
Sie dreht sich um. Erwidert Blicke. Bringt alle zum Schweigen.
Denn hier ist sie die Alpha. Sie ist stark.
Die anderen haben nichts zu sagen.
Grüne Augen, blaue Augen, braune Augen.
Die der Wölfin sind rot. Sie glänzen vor Wut.
Ihre Augen lassen die der anderen sich schließen.
Ich bin Alpha.

Ich komme nach Hause.
Nach Hause? Dies ist nicht mein Zuhause.
Der Wald ist meine Heimat. Die Heimat der Wölfin.

Sie ist nicht da. Wo bleibt sie?
Nicht, dass ich sie vermissen würde.
Nicht, dass ich sie je vermissen würde.

Doch sie ist spät. Ich mag es nicht, wenn andere zu spät kommen.
Dabei ist sie meist pünktlich.
Sie ist schnell. Hat es oft eilig. So macht sie sich ihre Schnelligkeit zu Nutzen.
Und singen kann sie. Wunderschön singen.
Doch ihr Fell ist ergraut. Stumpfes, braunes Fell mit grauen Spitzen.
So ist sie.
Denn ihre Wölfin liegt im Sterben. Unterdrückt seit vielen Jahren.
Den Mond so lange nicht gesehen.
Sie kann singen. Doch nicht für die Nacht. Nicht für den Mond.
Sie hat hart gearbeitet für ihren Titel als Alpha.
Ihre Wölfin macht sie zu nichts Besonderem.
Im Gegensatz zu mir. Meine Wölfin ist weiß.
Ich bin in meinen Titel hineingeboren.
Ich bin für den Rang der Alpha bestimmt.
Ich brauche nur Geduld.

Das Telefon klingelt. Der Ton ist schrill.
Die Wölfin legt die Ohren an. Zieht sich zurück.
Ich zittere.
Komm zurück.
Ich hasse Telefone.
Langsam greife ich nach dem Hörer.
"Hallo...?"
Eine Stimme, die ich nicht kenne. Tief, rau.
"...Es tut mir leid..."
"...Deine Mutter..."
"...Hast du Verwandte, die dich holen?..."
Schmerz sickert in meinen Körper. Er ist schwer und finster.
"Ich... Ich verstehe nicht..."
Stammeln. Hilfloses Stammeln.
Autounfall? Koma? Ich verstehe nicht...
Der Hörer fällt zu Boden. Der Knall schreckt mich auf.
Wo ist die Wölfin?
Ich brauche dich...

Sinnloses Suchen in der Schublade.
In meinem Zimmer unter dem Bett.
Im Badschrank.
Nichts...!
Silbernes Aufblitzen. Kalt. Scharf.
Die Schmerzen drohen mich zu überwältigen.
Ich sinke in mich zusammen.
Sie ist fort...
Meine Wölfin ist fort.
Tränen fließen. Oder Blut?
Alles wird dunkel.

Grelles Licht.
Ein Brausen, das jegliche Geräusche übertönt.
Es surrt in meinem Kopf.
Ich kann mich nicht bewegen. Es ist so schwer...
Eine Bewegung neben mir lässt mich zusammenfahren.
Krampfhaft versuche ich, nicht zu zittern.
Schweiß perlt mir auf der Stirn.
Das Brausen wird etwas leiser.
Ich höre Stimmen. Sie sollen leise sein.
Ich hasse diese Stimmen. Ich kenne sie.
Geht weg! Geht weg...
Gebt mir meine Wölfin zurück.
Ich bin berühmt.

"Es ist schon in allen Nachrichten."
"Ich weiß. Die Frau war eine Berühmtheit."
"Nicht nur über sie wird überall gesprochen."
Die Stimmen kamen näher.
"Bleibt sie hier?"
"Wo sonst?"
Schweigen.
"Wollte sie ihrer Mutter folgen?"
"Nein."
"Sie meinen..."
"Sie wollte sich selbst folgen."
Schweigen.
"Sie ist wach."
"July?"
"N-nenn... Nenn mich nicht July..."
"Sie fängt schon wieder damit an."
Eine Hand wedelt mir vor dem Gesicht herum.
"Sie scheint schon recht munter zu sein."

Jemand hebt mich in einen Rollstuhl.
Ich will mich wehren. Kann mich kaum bewegen.
Ich kenne diesen Ort.
Mein Arm ist bandagiert.
Ich kann mich an nichts erinnern.
Nur an den schrecklichen Schmerz und meinen abgrundtiefen Hass, der noch immer in mir wütet.
Ich bin Alpha.
Ich weiß, dass etwas geschehen ist. Mit meiner Mutter.
Was passiert ist, weiß ich nicht mehr.
Doch bin ich jetzt Alpha.

Türen werden geöffnet.
Der Gang scheint endlos.
Schreie zerreißen die Luft.
Stöhnen, Jammern, Weinen.
Sie bringen mich auf mein Zimmer.
Legen mich in mein Bett.
Ich stelle mich schlafend.
"Wie viel hatte sie in der Zeit genommen?"
"Zu viel. Ihre Mutter achtete nicht auf sie, trotz ihrer Versprechen."
"Schrecklich. So wird sie nie gesund."
"Wir hätten sie damals nicht entlassen dürfen."
"Ihre Mutter wollte es so."
"Es ging ihr immer nur um's Image."
Schweigen.
Sie geben mir kleine, weiße Perlen.
Gegen die Schmerzen.
Und die Wölfin erwacht.
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